Hochkonzentriert und voller Freude: Die Arbeit der Geländesuchhunde

Ein wunderschöner Frühlingsabend in der Natur, ein kühler Wind, hochmotivierte Hunde und ein spannender Einblick in ihre Arbeit als Geländesuchhunde: Ich durfte im vergangenen Frühling ein Training der Geländesuchhunde der Alpinen Rettung Bern besuchen. Karin und ihr Team zeigten und erklärten mir einiges über die wertvolle Arbeit in der Geländesuche. In diesem Beitrag nehme ich dich mit hinter die Kulissen des Trainings, das mehr ist als nur Beschäftigung: Es ist Lebensretter-Ausbildung – mit Herz, Verstand und unermüdlichen Spürnasen. Diese Fotosession mit den Geländesuchhunden war Teil meines Fotoprojekts über arbeitende Hunde.
Sonnenstrahlen begleiteten uns an diesem Frühlingsabend, jedoch wehte auch ein kühler Wind über die Wiese. Die Hunde der Alpinen Rettung Bern, welche beim Training anwesend waren, waren hoch motiviert und kooperierten vorbildlich mit ihren Hundeführerinnen und Hundeführern. Was für mich anfänglich wie ein Spiel aussieht (und für die Hunde auch als Spiel wahrgenommen wird), ist harte Arbeit und im Ernstfall für Betroffene eine grosse Hoffnung.
Was sind Geländesuchhunde?
Geländesuchhunde sind speziell ausgebildet, um vermisste Menschen in unübersichtlichem, schwer zugänglichem Gelände aufzuspüren. Sie folgen keiner einzelnen Spur, sondern suchen frei laufend nach menschlichem Geruch. Sie kommen zum Einsatz, wenn Personen – zum Beispiel Jäger, Pilzsammler, Wanderer oder Jogger vermisst werden – oft zählt in solchen Situationen jede Minute. Die Mensch-Hund-Teams arbeiten oftmals ehrenamtlich.
Einerseits müssen die Hundeführer im Bereich der Alpinen Rettung ausgebildet sein – und auf der anderen Seite absolviert auch der Hund verschiedene Stufen der Ausbildung. Karin erzählte mir, dass die Hunde einen Eintrittstest bestehen müssen, es dann verschiedene Kurse gibt, bei denen die Übungen immer komplexer werden. Sie verglich es mit einem Puzzle: Das Mensch-Hund-Team erarbeitet gemeinsam die verschiedenen Teile, am Ende wird alles zusammengesetzt. Nachdem die Grundausbildung abgeschlossen ist, erlangen die Hunde ihre Einsatzfähigkeit in einem Test – das ist für die Teams immer ein besonderer Meilenstein.
Meine Eindrücke aus dem Training
Beim Trainingsplatz angekommen, durften die Hunde als erstes aus dem Auto aussteigen und sich kurz lösen, ein bisschen schnüffeln, die anderen begrüssen, bevor es dann an die Arbeit ging. Karin und die restlichen 8 Hundeführer/innen teilten sich in zwei Gruppen auf und jeder gab bekannt, welche Übung er/sie heute machen wollte. In der Gruppe gibt es Hunde, die noch ganz am Anfang der Ausbildung stehen und solche, die die Einsatzfähigkeit schon erlangt hatten, daher waren auch die Übungen sehr unterschiedlich.
Mit Würstchen als Motivation
Eine eher einfachere Übung war die sogenannte „Würstchenübung“. Der Hundehalter schickte den Hund los zu einer weiteren Person, diese gab dem Hund jeweils Wurststückchen. Das Ziel dieser Übung war, dass der Hund merkt, dass die Drittperson „toll ist“ – dass es sich lohnt, vom Hundeführer wegzugehen und zu einer anderen Person zu rennen. Die Hunde lieben die Belohnung in Form von Würstchen – dies ist für sie eine grosse Motivation bei der Arbeit! Sobald das Würstchen bei der Drittperson gegessen war, rannte der Hund wieder zu seinem Hundeführer zurück.
Mit dem Bringsel vermisste Personen oder Gegenstände anzeigen
Die fortgeschrittenen Hunde wurden von ihren Hundeführern losgeschickt, um eine Person oder einen Gegenstand zu finden. Sie suchten das Gelände zum Beispiel von unten nach oben ab. Sobald sie eine Person oder den Gegenstand gefunden hatten, schnappten sie sich das Bringsel, welches an ihrem Halsband befestigt war und rannten damit zum Hundeführer. Der Hundeführer konnte dadurch erkennen, dass der Hund fündig geworden war, entfernte das Bringsel und der Hund führte seinen Menschen zur gefundenen Person oder zum gefundenen Gegenstand. Dort legte sich der Hund hin und wartete, bis der Hundeführer auch eingetroffen war. Auch bei dieser Übung bekamen die Hunde eine leckere Belohnung in Form von Würstchen. Für die Hunde ist diese Belohnung ein echtes Highlight – sie sehen die Suche dadurch als spannendes Spiel und machen begeistert mit.
Diese Übung hat mich sehr beeindruckt – so haben die Hunde das Bringsel selbstständig in den Fang genommen und sind damit zum Hundehalter gerannt. Zudem wurde auch noch einmal sehr deutlich klar, dass die vermisste Person den Hund laufen lassen muss, wenn sie gefunden wird, ansonsten hat der Hundehalter keine Chance, ebenfalls zur Person zu gelangen. Dass der Hund dies alles eigenständig erledigt, hat mich fasziniert.
Von der Übung zum Ernsteinsatz
Ernstfälle sind für Karin und ihr Team zum Glück nicht an der Tagesordnung – und doch kommt es ab und zu vor, dass der Alarm losgeht. Die Alpinen Rettungskräfte erhalten von der Rega via Smartphone-App den Alarm. Wer mit seinem Hund für den Einsatz zur Verfügung steht, meldet sich und wird dann offiziell aufgeboten. Normalerweise ergänzen zwei Mensch-Hund-Teams die restlichen Einsatzkräfte und die Suchgebiete werden zugeteilt. Karin betonte: Jeder Einsatz ist anders! In erster Linie macht man die Arbeit mit dem Hund für sich – weil man Spass daran hat. Der zweite grosse Motivationspunkt – und das ist gleichzeitig auch der grosse Mehrwert für unsere Gesellschaft: Im Ernstfall kann man den Angehörigen Gewissheit bringen. Unabhängig davon, in welchem Zustand eine vermisste Person gefunden wird: Für Angehörige kann Ungewissheit zur riesengrossen Qual werden und die Geländesuchhunde und ihre Hundehalter können dank ihrer wertvollen Arbeit für Gewissheit sorgen. Und im besten Fall wird eine vermisste Person wohlauf gefunden.
Ernsteinsätze können für die Einsatzkräfte emotional belastend sein – Karin betonte, dass es wichtig sei, dass man sich im Team gegenseitig unterstützt und sich Hilfe holt, um allenfalls traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.
Was gefällt Karin an der Arbeit mit Geländesuchhunden?
In der Ausbildung und im Training sind es die speziellen Meilensteine, die sie zusammen mit ihren Hunden erreicht hat: Bestandener Eintrittstest, erfolgreich absolvierte Kurse, das Erlangen der Einsatzfähigkeit… aber auch die Tatsache, dass sich beispielsweise ihre Hündin Yumi bereits zu Hause freut, wenn Karin alles bereit macht für die Geländesuche: Das Schneiden der Würstchen, das Bereitlegen des Alpinmaterials, das Packen von Bringsel und Schabracke für Yumi: Da steigen die Aufregung und die Vorfreude – Karin sagte, dass sie richtiggehend merke, wie motiviert und erfreut Yumi sei. Durch die tolle Belohnung betrachtet Yumi die Arbeit als Spiel und sie ist mit voller Begeisterung dabei.
Mein Fazit
Der Einblick in die Welt der Geländesuchhunde hat mich sehr beeindruckt. Die enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund, die Konzentration, der Einsatzwille – all das hat mir gezeigt, wie besonders diese Teams sind. Auch die Arbeit im Team war sehr berührend: Eine solche Arbeit kann nur erbracht werden, wenn alle Beteiligten – Mensch und Hund – ihren Teil dazu beitragen! Es war ein berührendes Erlebnis voller Respekt und Staunen.
Fotoprojekt über arbeitende Hunde
Ich stelle Hunde mit einem Job in den Fokus und begleite sie bei ihrer Arbeit – sei es bei der Jagd, im Rettungseinsatz, als Therapiehund oder in vielen weiteren spannenden Bereichen. Ich möchte mit dem Projekt zeigen, wie vielfältig, verantwortungsvoll und beeindruckend die Aufgaben sind, die Hunde gemeinsam mit ihren Menschen erfüllen.